Cockmylane, Burnfoot und die illegale Whisky-Produktion in Strathblane (Glengoyne)

Single Malt Whisky ist seit vielen Jahrzehnten fester Bestandteil der schottischen Kultur. Und spätestens seit Alfred Barnard 1887 sein Buch über die schottischen Brennereien veröffentlicht hat, ist die Geschichte des Single Malt gut dokumentiert. Zumindest, was den offiziellen Teil anbelangt. Über die illegalen Strukturen der schottischen (und irischen) Whiskyproduktion erfährt man sehr wenig. Doch genau hier liegen die Wurzeln des Mythos und der besonderen Geschichten, die sich bis heute um dieses Getränk ranken. 

Altes Foto der berüchtigten Schmiede in Strathblane


Die Marketing-Abteilungen der modernen Getränkekonzerne tauchen ja immer mal wieder gerne ein in diesen Mythos der Schmuggler und Gesetzlosen, wenn sie eine spannende Vermarktungs-Geschichte brauchen.

Das romantisch-verklärte Bild, das dabei entsteht, ist dabei oft weit entfernt von der Realität. Die illegale Whisky-Produktion war vor allem für die landlose Unterschicht Schottlands kein vergnüglicher Zeitvertreib, sondern ein überlebenswichtiges Nebenprodukt der Landwirtschaft. Der Verkauf einer illegalen Flasche Whisky bedeutete für viele mittellose Crofters den Unterschied zwischen Überleben und Untergehen.

Der Kampf gegen die Fiskalbeamten der britischen Regierung war oft erbittert, und begünstigte die Entwicklung der entsprechenden mafiösen Strukturen: Bestechung, Korruption, Totschlag, eine Mauer des Schweigens, und gut organisierte, kriminelle Schmuggelbanden in den städtischen Zentren des Landes. Über diese Aspekte der Whisky-Geschichte wird heute weniger gerne geredet, und Informationen sind entsprechend schwer zu finden.

Der folgende Auszug aus einer Gemeinde-Chronik von 1886 gibt einen kleinen Eindruck von den erbitterten Auseinandersetzungen und den zugrunde liegenden Strukturen, die damals das Bild beherrschten. Und belegt eindrucksvoll, dass die Gegend um die Brennerei Glengoyne nicht immer so friedlich und wohlhabend war wie heute.

13 illegale Brennblasen sollen damals in den Hügeln hinter dem Ort Netherton in Betrieb gewesen sein. Von einer dieser Brennblasen kennt man inzwischen sogar den genauen Standort: sie befand sich in Jenny's Glen, das zwischen Schule und der örtlichen Schmiede den Thorn of Cuilt hinab verläuft.

Die Schmiede soll das heimliche Hauptquartier der Schmuggler gewesen sein, wo die Schmuggel-Operationen nach Glasgow geplant wurden. Die Fiskaloffiziere waren bestochen: sie erhielten einen bestimmten Prozentsatz der Profite jeder Brennblase und sagten dafür zu, die Schmuggler nach Möglichkeit unbehelligt zu lassen und warnten die illegalen Destillateure rechtzeitig vor Durchsuchungen.

Dennoch kam es immer wieder zu Überfällen und Kämpfen, die mitunter auch tödlich enden konnten.

Die deutsche Übersetzung des Quellentextes findet ihr weiter unten.

Distilling in Strathblane


The first licensed distillery in the parish was at Cockmylane, just where the tunnel for the Glasgow Waterworks enters the hill. Alexander Parlane built it some sixty years ago and worked it, but it has long been stopped, a few traces of it only remaining.

In 1836 Burnfoot Distillery, recently renamed "Glen Guin," was erected by George Connell on a ninety-nine years' tack from John Buchanan of Carbeth, then proprietor of Blairquhosh Cunninghame. Mr. Connell was followed by Mr. M'Lellan, and the Messrs. Lang Brothers now possess it. •' Burnfitt " whisky has always been peculiarly grateful to the Strathblane palate.

Another industry — if so improper and demoralizing an occupation can be called one — was making whisky secretly in small stills.(*) This was carried on, till about sixty years ago, to an enormous extent, and almost unchecked. It is true there were two Revenue officers always on duty in the parish, but they were no doubt bribed to shut their eyes to what was going on. It used to be common enough to see in the early morning from the hill behind Netherton village the smoke of some thirteen stills going at once. 

Bands of men came out from Glasgow to buy and carry away the illicit spirits, and many a scene of violence and bloodshed has been witnessed between Strathblane and Glasgow in the conflicts between these desperate men and the Revenue officers. 

Mugdock Wood was a favourite place both for small stills and also as a rendezvous for the sellers and buyers of the whisky, and was the scene in 1818 of a terrible fight between them and the Revenue officers and a party of soldiers. (**The smugglers were victorious, and after seizing and destroying the soldiers' weapons, pursued them from the field of battle. 

(...) The excise officers in Strathblane in the early part of the century were actually in league with the smugglers. They received a percentage on the profits of each still, and in return agreed not to disturb their operations unless driven to do so by a direct information. In such a case they took good care to give timeous warning when a seizure was to be made. A well- known officer, who was generally supposed to have introduced this system, was drowned while bathing in Dumbroch Loch in 1821, and afterwards there was less open smuggling.


*A small still stood at the side of one of the springs from which water is now pumped up by a wheel on the Allander some 350 feet, to supply the Castle and offices of Mugdock. It is just possible that in the past an aqiia not exactly pura may have found its way from this same spring to the Castle or thereabouts.

**In making the new parish road along the edge of Mugdock Wood in the spring of last year, the workmen turned up about eighteen inches below the surface a skeleton, the skull of which seemed to have been injured by a violent blow. It was lying within the ruins of an old dwelling, and possibly enough it was the remains of some one who was done to death in this encounter.




Übersetzung -Translation


Die erste lizenzierte Brennerei in der Gemeinde war in Cockmylane, genau dort, wo der Tunnel für die Glasgower Wasserwerke in den Hügel eindringt. Alexander Parlane baute sie vor etwa sechzig Jahren und arbeitete dort, aber sie ist seit langem verlassen, nur wenige Spuren sind übrig geblieben.

Im Jahr 1836 wurde die Burnfoot Distillery, vor kurzem umbenannt in "Glen Guin," von George Connell errichtet, der das Gelände für 99 Jahre von John Buchanan of Carbeth pachtete, dem damaligen Besitzer der Ländereien von Blairquhosh Cunninghame. 

Auf Herr Connell folgte Herrn M'Lellan, und die Herren Lang Brothers besitzen sie jetzt. Der Whisky "Burnfitt" war dem Strathblane-Gaumen immer besonders erkenntlich.

Eine andere Industrie - wenn man eine so unangemessene und demoralisierende Beschäftigung überhaupt so nennen kann – war die heimliche Whiskyproduktion in kleinen Brennblasen.(*). Dies wurde bis vor etwa sechzig Jahren in einem enormen Umfang und fast unkontrolliert fortgesetzt.Es stimmt, dass es in der Pfarrgemeinde immer zwei diensthabende Offiziere des Fiskus gab, die aber zweifelsohne bestochen wurden, um ihre Augen vor dem, was hier vor sich ging, zu verschließen. Früher war es nicht ungewöhnlich, wenn am frühen Morgen vom Hügel hinter dem Netherton-Dorf der Rauch von etwa dreizehn Stills zu sehen war, die gleichzeitig in Betrieb waren. 

Männerbanden kamen aus Glasgow, um den illegalen Brand zu kaufen und mitzunehmen, und in den Konflikten zwischen diesen verzweifelten Männern und den Fiskalbeamten ist eine Menge von Gewalt und Blutvergießen zwischen Strathblane und Glasgow erlebt worden. Mugdock Wood war ein Lieblingsplatz sowohl für kleine Brennblasen  und auch als Rendezvous für die Verkäufer und Käufer des Whiskys, und war die Szene in einem schrecklichen Kampf zwischen ihnen und den Fiskal-Offizieren und einer Gruppe von Soldaten.Die Schmuggler waren siegreich, und nachdem sie die Waffen der Soldaten ergriffen und vernichtet hatten, vertrieben sie sie von dem Schlachtfeld.(**

(...) Die Fiskal-Offiziere machten in der ersten Hälfte des Jahrhunderts mit den Schmugglern gemeinsame Sache. Sie erhielten einen Prozentsatz der Profite jeder Brennblase, und im Gegenzug sicherten sie zu, die illegalen Operationen nicht zu stören, solange sie nicht durch eine offizielle Information dazu genötigt waren. In diesem Falle warnten sie die Betroffenen rechtzeitig, wenn eine Razzia geplant war. Ein Stadt-bekannter Offizier, der dieses System erfunden haben soll, ertrank 1821 beim Baden im Drumboch Loch, und danach waren die Schmuggel-Aktivitäten weniger offensichtlich. 


* Eine kleine Brennblase stand bei einer der Quellen, aus der das Wasser nun durch ein Rad am Allander etwa 350 Fuß weit gepumpt wird, um das Schloss und die Büros von Mugdock zu versorgen. Es ist gut möglich, dass in der Vergangenheit ein „Aqiia“, das nicht ganz so "pura" war, seinen Weg von eben jener Quelle zum Schloss und seine Umgebung gefunden hat.

** Bei der Herstellung der neuen Pfarrstraße am Rande des Mugdock-Gehölz tauchte im Frühjahr des vergangenen Jahres bei Arbeiten etwa achtzehn Zentimeter unter der Oberfläche ein Skelett auf, dessen Schädel durch einen heftigen Schlag verletzt zu sein schien. Es lag in den Trümmern einer alten Wohnung, und möglicherweise waren es die Überreste von jemandem, der in dieser Begegnung getötet wurde. 

Quelle: THE Parish of Strathblane, UNIVERSITY PRESS, GLASGOW, CHRISTMAS, 1886.

http://www.strathblanefield.org.uk/history/water.html

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