Als Robert Stevenson 1825 heiratet, fließt der Whisky auf seiner Feier in Strömen. Denn Robert ist Besitzer der Croft Distillery bei Forneth. Die Brennerei hat zu diesem Zeitpunkt den größten Teil ihrer Geschichte schon hinter sich. Und gibt bis heute einige Rätsel auf.
Nur einen Steinwurf entfernt von Andrew Bullions Brennerei in Wester Milnton bei Forneth befand sich die Croft Distillery in der Gemeinde Caputh/Clunie. Auch hier ist das Gründungsdatum nicht bekannt. Und auch diese Brennerei wurde mit großer Wahrscheinlichkeit schon vor 1795 betrieben.
Der erste Hinweis auf die Croft Distillery findet sich erst 1809: sie wird zur Pacht angeboten. Doch wer will schon eine Brennerei pachten, wenn die königliche Gesetzgebung in London just in diesem Jahr ein Brennverbot für Getreide in Schottland verhängt hat?
Wir müssen an dieser Stelle nicht lange spekulieren: für den Besitzer der Croft Distillery bedeutete das Brennverbot von 1809 das wirtschaftliche Aus, er musste aufgeben. Als 1811 wieder Whisky produziert werden darf, bleibt die Croft Distillery geschlossen. Vielleicht hat man sich aber auch einfach nur umorientiert: Aufgrund ihrer Nähe zur Steuergrenze der sogenannten Highland Line, die nur etwa 2 Meilen entfernt verlief, war die Brennerei zum Schmuggeln von illegal produziertem Highland-Whisky in die Lowlands und in die Region um Perth besonders gut geeignet.
Die Croft Distillery war bis 1809 gut ausgestattet: Neben einem zweistöckigen, komfortablen Wohnhaus mit Schieferdach gab es noch ein Brennhaus, einen Malt Kiln und eine zweigeschossige Mälz-Scheune von "ausreichender Größe".
Im Erdgeschoss der Mälzscheune befand sich der sogenannte "Coble", Es hat ein bißchen Zeit gekostet, bis ich heraus gefunden hatte, was ein Coble eigentlich ist. In England versteht man darunter eine besondere Art von Fischerei-Boot. Doch wenn es um schottische Brennereien geht, hat das Wort eine andere Bedeutung: gemeint ist damit der "steeping vat", also der Behälter oder ein Becken, wo die Gerste zum Keimen befeuchtet wurde.
Direkt über dem Coble, im Dachgeschoss der Malz-Scheune, befand sich die "Granary", das Getreidelager. Der Kiln zum Trocknen des Malzes befand sich vermutlich direkt daneben und war in jener Zeit oftmals direkt an die Malzscheune angebaut, so dass bei der Malzherstellung die Arbeitswege relativ kurz waren.
Die Croft Distillery war ein florierender Betrieb, der genügend Profit versprach. Die baulichen Anlagen waren von guter Qualität, neben dem Dach des Wohnhauses war auch das Dach des Brennhauses mit Schieferschindeln eingedeckt - damals keine Selbstverständlichkeit. Wasser war im Überfluss vorhanden, und wurde mittels Rohrleitungen dorthin ins Brennhaus gebracht, wo es benötigt wurde.
Doch letzteres bereitet mir bei einem Blick auf die Karte große Probleme. Denn an der Croft-Farm fließt kein Fluß vorbei. Nicht einmal ein Rinnsal. Und Quellen sind auch nicht verzeichnet. Wo also kam das Wasser her, das hier angeblich im Überfluß fließen soll? Waren die Wasserleitungen tatsächlich über viele hunderte von Metern verlegt worden?
Nicht weit entfernt, am gegenüberliegenden Ende des kleinen Waldgebietes, das sich unmittelbar and die Croft Farm anschließt und den Namen "Croft Wood" trägt, floß der Droothy Burn entlang. Und hier gab es auch eine Mühllade, die eine beachtliche Länge aufwies. In der Karte von 1863 sind die Mühlen, die hier einstmals angesiedelt waren, längst verschwunden. Doch die Wehre am Anfang und am Ende - Sluice und Weir - sind noch vorhanden.
Auf halber Strecke zwischen Croft Farm und Mühllade befand sich darüber hinaus ein künstlicher Teich, der sich in einer Grube angesammelt hatte. Von der Farm aus führte hier auch ein Fußweg hin. War dies das Wasserreservoir einer ehemaligen Brennerei? Führten die Leitungsrohre, die 1809 erwähnt werden, von Droothy Burn bis zu diesem Wasserreservoir? Stand hier das Brennhaus und die Mälzscheune? Oder befand sich das Brennhaus und die Mälzscheune zusammen mit der Malzmühle an der Mühllade am Droothy Burn?
Der genaue Standort der Brennerei läßt sich aufgrund der vorhandenen Daten leider nicht genau rekonstruieren. Doch die Ausstattung der Brennerei war beachtlich, hier wurde mit Sicherheit eine ordentliche Menge Alkohol hergestellt, der dann im nahegelegenen Ballungsgebiet von Perth vermarktet werden konnte.
1809 ist die Croft Distillery noch nicht ganz am Ende, auch wenn sie eine längere Zeit stillgelegt wird. Die kommenden Jahre sind für das Brennereiwesen eher wechselhaft. 1823 führt ein neues Steuergesetz, das auch kleine Brennereien begünstigt, zu einer wahren Boomphase.
1825, im Jahr seiner Hochzeit, beschloß Robert Stevenson, die Croft Distillery wieder neu zu beleben und erwarb eine Brennlizenz. Doch befand sie sich tatsächlich am gleichen Standort wie die Brennerei von 1809? Waren die alten, baulichen Anlagen 16 Jahre später überhaupt noch vorhanden? Leider läßt sich auf diese Frage derzeit keine Antwort geben.
Die neue Croft Distillery florierte jedenfalls, und Stevenson war als Brenner genau so erfolgreich wie als Ehemann. Fünf Kinder bekommt das Paar zwischen 1826 und 1832. Dann ist plötzlich Schluß mit dem Kindersegen. Das nächste und letzte Kind kommt erst 1837 zur Welt - in Glasgow! Was war passiert?
Die Boom-Phase, die nach 1823 einsetzte, war nicht von langer Dauer. Schon zu Beginn der 1830 Jahre setzte eine Depressions-Phase ein, die von vielen Brennerei-Schließungen geprägt war.
Auch die Croft Distillery musste schließen. Nachdem 1830 noch 16.176 Gallonen Whisky produziert wurden, drosselte Stevenson die Produkion im folgenden Jahr und brannte nur noch 6.506 Gallonen. Doch auch diese Menge war noch zu viel. 1831 war Stevenson nicht mehr in der Lage, die Steuern für seinen Whisky zu zahlen.
Im November 1831 kam die gesamte Ausstattung der Croft Distillery unter den Hammer: Brennblasen, Kühlschlangen, Fermentierbottiche, Pumpen und dergleichen mehr. Außerdem wurden auch 900 Gallonen Malt Spirits und 14 Rinder verkauft.
In der Croft Distillery gingen - ebenso wie in vielen anderen Brennereien in Perthshire während dieser Zeit - endgültig die Öfen aus. Robert Stevenson und seine Familie gingen nach Glasgow, wo sie ein neues Leben begannen. Ob es ein besseres Leben war? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Lage: fünf Meilen östlich von Dunkeld, und fünf Meilen westlich von Blairgowrie
gegründet: genaues Datum nicht bekannt. Vermutlich vor 1795. Während des Brennverbotes 1809 zur Pacht angeboten.
Produktion: ?-1809; 1825-1831 (Robert Stevenson)
Nur einen Steinwurf entfernt von Andrew Bullions Brennerei in Wester Milnton bei Forneth befand sich die Croft Distillery in der Gemeinde Caputh/Clunie. Auch hier ist das Gründungsdatum nicht bekannt. Und auch diese Brennerei wurde mit großer Wahrscheinlichkeit schon vor 1795 betrieben.
Der erste Hinweis auf die Croft Distillery findet sich erst 1809: sie wird zur Pacht angeboten. Doch wer will schon eine Brennerei pachten, wenn die königliche Gesetzgebung in London just in diesem Jahr ein Brennverbot für Getreide in Schottland verhängt hat?
Wir müssen an dieser Stelle nicht lange spekulieren: für den Besitzer der Croft Distillery bedeutete das Brennverbot von 1809 das wirtschaftliche Aus, er musste aufgeben. Als 1811 wieder Whisky produziert werden darf, bleibt die Croft Distillery geschlossen. Vielleicht hat man sich aber auch einfach nur umorientiert: Aufgrund ihrer Nähe zur Steuergrenze der sogenannten Highland Line, die nur etwa 2 Meilen entfernt verlief, war die Brennerei zum Schmuggeln von illegal produziertem Highland-Whisky in die Lowlands und in die Region um Perth besonders gut geeignet.
Die Croft Distillery war bis 1809 gut ausgestattet: Neben einem zweistöckigen, komfortablen Wohnhaus mit Schieferdach gab es noch ein Brennhaus, einen Malt Kiln und eine zweigeschossige Mälz-Scheune von "ausreichender Größe".
Im Erdgeschoss der Mälzscheune befand sich der sogenannte "Coble", Es hat ein bißchen Zeit gekostet, bis ich heraus gefunden hatte, was ein Coble eigentlich ist. In England versteht man darunter eine besondere Art von Fischerei-Boot. Doch wenn es um schottische Brennereien geht, hat das Wort eine andere Bedeutung: gemeint ist damit der "steeping vat", also der Behälter oder ein Becken, wo die Gerste zum Keimen befeuchtet wurde.
Direkt über dem Coble, im Dachgeschoss der Malz-Scheune, befand sich die "Granary", das Getreidelager. Der Kiln zum Trocknen des Malzes befand sich vermutlich direkt daneben und war in jener Zeit oftmals direkt an die Malzscheune angebaut, so dass bei der Malzherstellung die Arbeitswege relativ kurz waren.
Die Croft Distillery war ein florierender Betrieb, der genügend Profit versprach. Die baulichen Anlagen waren von guter Qualität, neben dem Dach des Wohnhauses war auch das Dach des Brennhauses mit Schieferschindeln eingedeckt - damals keine Selbstverständlichkeit. Wasser war im Überfluss vorhanden, und wurde mittels Rohrleitungen dorthin ins Brennhaus gebracht, wo es benötigt wurde.
Doch letzteres bereitet mir bei einem Blick auf die Karte große Probleme. Denn an der Croft-Farm fließt kein Fluß vorbei. Nicht einmal ein Rinnsal. Und Quellen sind auch nicht verzeichnet. Wo also kam das Wasser her, das hier angeblich im Überfluß fließen soll? Waren die Wasserleitungen tatsächlich über viele hunderte von Metern verlegt worden?
Nicht weit entfernt, am gegenüberliegenden Ende des kleinen Waldgebietes, das sich unmittelbar and die Croft Farm anschließt und den Namen "Croft Wood" trägt, floß der Droothy Burn entlang. Und hier gab es auch eine Mühllade, die eine beachtliche Länge aufwies. In der Karte von 1863 sind die Mühlen, die hier einstmals angesiedelt waren, längst verschwunden. Doch die Wehre am Anfang und am Ende - Sluice und Weir - sind noch vorhanden.
Auf halber Strecke zwischen Croft Farm und Mühllade befand sich darüber hinaus ein künstlicher Teich, der sich in einer Grube angesammelt hatte. Von der Farm aus führte hier auch ein Fußweg hin. War dies das Wasserreservoir einer ehemaligen Brennerei? Führten die Leitungsrohre, die 1809 erwähnt werden, von Droothy Burn bis zu diesem Wasserreservoir? Stand hier das Brennhaus und die Mälzscheune? Oder befand sich das Brennhaus und die Mälzscheune zusammen mit der Malzmühle an der Mühllade am Droothy Burn?
Der genaue Standort der Brennerei läßt sich aufgrund der vorhandenen Daten leider nicht genau rekonstruieren. Doch die Ausstattung der Brennerei war beachtlich, hier wurde mit Sicherheit eine ordentliche Menge Alkohol hergestellt, der dann im nahegelegenen Ballungsgebiet von Perth vermarktet werden konnte.
1809 ist die Croft Distillery noch nicht ganz am Ende, auch wenn sie eine längere Zeit stillgelegt wird. Die kommenden Jahre sind für das Brennereiwesen eher wechselhaft. 1823 führt ein neues Steuergesetz, das auch kleine Brennereien begünstigt, zu einer wahren Boomphase.
1825, im Jahr seiner Hochzeit, beschloß Robert Stevenson, die Croft Distillery wieder neu zu beleben und erwarb eine Brennlizenz. Doch befand sie sich tatsächlich am gleichen Standort wie die Brennerei von 1809? Waren die alten, baulichen Anlagen 16 Jahre später überhaupt noch vorhanden? Leider läßt sich auf diese Frage derzeit keine Antwort geben.
Die neue Croft Distillery florierte jedenfalls, und Stevenson war als Brenner genau so erfolgreich wie als Ehemann. Fünf Kinder bekommt das Paar zwischen 1826 und 1832. Dann ist plötzlich Schluß mit dem Kindersegen. Das nächste und letzte Kind kommt erst 1837 zur Welt - in Glasgow! Was war passiert?
Die Boom-Phase, die nach 1823 einsetzte, war nicht von langer Dauer. Schon zu Beginn der 1830 Jahre setzte eine Depressions-Phase ein, die von vielen Brennerei-Schließungen geprägt war.
Auch die Croft Distillery musste schließen. Nachdem 1830 noch 16.176 Gallonen Whisky produziert wurden, drosselte Stevenson die Produkion im folgenden Jahr und brannte nur noch 6.506 Gallonen. Doch auch diese Menge war noch zu viel. 1831 war Stevenson nicht mehr in der Lage, die Steuern für seinen Whisky zu zahlen.
Im November 1831 kam die gesamte Ausstattung der Croft Distillery unter den Hammer: Brennblasen, Kühlschlangen, Fermentierbottiche, Pumpen und dergleichen mehr. Außerdem wurden auch 900 Gallonen Malt Spirits und 14 Rinder verkauft.
In der Croft Distillery gingen - ebenso wie in vielen anderen Brennereien in Perthshire während dieser Zeit - endgültig die Öfen aus. Robert Stevenson und seine Familie gingen nach Glasgow, wo sie ein neues Leben begannen. Ob es ein besseres Leben war? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Lage: fünf Meilen östlich von Dunkeld, und fünf Meilen westlich von Blairgowrie
gegründet: genaues Datum nicht bekannt. Vermutlich vor 1795. Während des Brennverbotes 1809 zur Pacht angeboten.
Produktion: ?-1809; 1825-1831 (Robert Stevenson)
November 1831: öffentliche Versteigerung der Brennerei-Ausrüstung
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