Am 4. Juli 1776 unterzeichnen die Abgeordneten von 13 englischen
Kolonien in Amerika die Unabhängigkeitserklärung und gründen einen neuen
Staat. Mit Whiskey hat das nichts zu tun. Oder doch? James E. Pepper
1776 ist der Name einer interessanten Neuerscheinung auf dem
Whisky-Markt, bei der Fakt und Fiktion dicht beisammen liegen.
Vollmundig bezeichnet die Werbebroschüre diesen Whisky - oder besser gesagt Whiskey, um die amerikanische Schreibweise zu benutzen - als "oldest and most legendary whiskey legacy in American history". Ein Whiskey, der auf das Jahr 1776 zurückgeht, ist mit Sicherheit einer der ältesten amerikanischen Whiskeys. Denn vor 1776 war der Whiskey strenggenommen ein britisches Kolonial-Produkt.
Doch wie alt ist die Pepper-Brennerei tatsächlich, und wird der "1776" dort überhaupt produziert? Die Amerikanischen Whiskey-Produzenten sind bei den Angaben auf ihrem Flaschenetikett immer sehr großzügig im Umgang mit Namen und Fakten, und auch diesmal muss ich eine Weile suchen, bis ich sinnvolle Angaben zur Herkunft dieses Whiskeys habe.
Angeblich hat ein gewisser Elijah Pepper bereits 1780 Whisky gebrannt. Bis 1776 fehlen da nur 4 Jahre, da wollen wir jetzt mal nicht so pingelig sein. Errichtet wurde die Brennerei allerdings erst von Sohn Oskar Pepper 1838 während der Amerikanischen Revolution. 1878 verkaufte die Pepper-Familie ihre Brennerei, und errichtete im gleichen Jahr eine neue Anlage in Lexington, in dessen Umkreis sich bereits mehr als einhundert Brennereien befanden.
Der Anschluss an das Eisenbahnnetz hatte hier einen großen Aufschwung gebracht, und auch die James-E.-Pepper-Brennerei, wie sie jetzt hieß, expandierte unter der Leitung von Colonel James E. Pepper, dem Destillateur in der dritten Generation. Die Wirtschaftskrise zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die Prohibition bedeuteten für die meisten Brennereien in Lexington jedoch das Ende.
Die Pepper-Brennerei hatte mehr Glück und erhielt, ebenso wie die heutige Buffalo Trace Brennerei, die Genehmigung, Whisky für medizinische Zwecke zu produzieren. Mitte der dreißiger Jahre wurde die Brennerei von der Firma Schenley übernommen, und operierte über 20 Jahre lang sehr erfolgreich.
Doch 1958 kam das endgültige Aus: die Brennerei wurde auf Dauer geschlossen. Jahrzehntelang waren die Gebäude dem Verfall preisgegeben, lediglich die Lagerhallen fanden ab und an Verwendung. Aus der ehemaligen Pepper-Brennerei stammt der 1776 also nicht. Woher aber dann?
Vor nicht allzu langer Zeit ist eine neue Firma in eines der alten Lagerhäuser eingezogen: Barrel House Distillery. Besitzer dieser Firma sind Jeff Wiseman und Peter Wright, die fasziniert waren vom historischen Charme der alten Brennerei, in deren "Barrel House" sie ihre Geschäftsräume eingerichtet hatten.
Sie haben die Namensrechte erworben, Nachforschungen angestellt und Originalflaschen aus der alten Pepper-Brennerei gesammelt. Und sie besitzen angeblich sogar ein Schreiben des alten Colonel von 1887, in dem seine genaue Maische-Zusammensetzung und Produktionsmethode aufgeführt ist. Nun gut, ein paar Reliquien müssen wohl sein, da will ich jetzt mal nicht dran rütteln. 2012 gründeten sie die Georgetown Trading Company, die den "1776" vermarktet.
Das Interesse an der alten, fast in Vergessenheit geratenen Pepper-Brennerei ist seither stark gestiegen. Doch gebrannt wird der 1776 Rye nicht von der Barrel House Distillery, die bisher Vodka, Gin und Moonshine produziert hat. Denn um einen hochwertigen Rye von bester Güte produzieren zu können, braucht man mehr als nur ein altes Rezept. Welche Brennerei also ist in der Lage, einen solchen Rye herzustellen? Die Spur führt nach Lawrenceburg, Indiana.
Auch die 1847 als Rossville Union Distillery gegründete Brennerei Lawrenceburg Distillers Indiana hat eine lange Vergangenheit. 1933 wurde sie von Seagrams übernommen, nach deren Zerschlagung im Jahr 2000 kam die Brennerei zum Getränkeriesen Pernod Ricard, der 2006 die Stilllegung beschloss.
2007 dann gelangte die Destille in den Besitz der Holding-Gesellschaft CL Financial, die in den folgenden Jahren ihr Destillat in großen Mengen an Abfüller verkaufte, die den Whisky unter eigenem Label herausbrachten.
Zu den ersten Kunden gehörten unter anderem Templeton Rye und High West, aber auch Bulleit Rye, George Dickel Rye und Willet Rye stammen wohl von hier. Ursprünglich war auch die Auflage eines eigenen Whiskeys geplant, doch schon 2009 geriet die Gesellschaft in finanzielle Schwierigkeiten. 2011 wurde die Brennerei dann von MGP Ingredients übernommen, und seither ist sie wieder auf Erfolgskurs.
Mittlerweile ist der Whiskey von LDI, wie die Brennerei immer noch genannt wird, bei Abfüllern so beliebt, dass die gesamte Produktion bis 2011 bereits unter Vertrag ist. Vor allem Whiskey mit einem Rye-Anteil von über 90% gehört zu den Spezialitäten der Brennerei, angeblich gibt es derzeit keine andere Brennerei, die technisch in dieser Qualität dazu in der Lage ist.
Die verschiedenen Whisky-Sorten von LDI sind inzwischen weit verbreitet und genießen auch einen sehr guten Ruf. Doch die tatsächliche Brennerei, aus der sie stammen, kennt kaum jemand. Denn die Brennerei hat ein großes marketing-technisches Manko: sie liegt nicht in Kentucky.
Interessant finde ich auch eine Liste, die ich im L.A. Food and Whisky-Blog gefunden habe und die angeblich alle Marken enthält, die derzeit aus der MGP-Brennerei stammen. Viele Label kenne ich noch gar nicht, aber ich werde in Zukunft verstärkt nach ihnen Ausschau halten. Vermutlich gehen sie alle auf ein uraltes Familien-Rezept zurück, aus den glorreichen Tagen der Revolution oder der Unabhängigkeit. Doch davon sollte sich niemand abschrecken lassen. Denn was ich bisher von MGP im Glas hatte, ist ganz gewiss eine Empfehlung wert.
Außer dem James E. Pepper Rye gibt es auch noch einen Bourbon mit 50 %vol und einem Roggenanteil von über 38%, der angeblich bei Corsair Artisan Distillery produziert wird, eine Reifezeit von 6-8 Monaten haben soll und auf ein altes Familienrezept von 1780 zurückgeht.
Vollmundig bezeichnet die Werbebroschüre diesen Whisky - oder besser gesagt Whiskey, um die amerikanische Schreibweise zu benutzen - als "oldest and most legendary whiskey legacy in American history". Ein Whiskey, der auf das Jahr 1776 zurückgeht, ist mit Sicherheit einer der ältesten amerikanischen Whiskeys. Denn vor 1776 war der Whiskey strenggenommen ein britisches Kolonial-Produkt.
Doch wie alt ist die Pepper-Brennerei tatsächlich, und wird der "1776" dort überhaupt produziert? Die Amerikanischen Whiskey-Produzenten sind bei den Angaben auf ihrem Flaschenetikett immer sehr großzügig im Umgang mit Namen und Fakten, und auch diesmal muss ich eine Weile suchen, bis ich sinnvolle Angaben zur Herkunft dieses Whiskeys habe.
Die James E. Pepper-Brennerei
Angeblich hat ein gewisser Elijah Pepper bereits 1780 Whisky gebrannt. Bis 1776 fehlen da nur 4 Jahre, da wollen wir jetzt mal nicht so pingelig sein. Errichtet wurde die Brennerei allerdings erst von Sohn Oskar Pepper 1838 während der Amerikanischen Revolution. 1878 verkaufte die Pepper-Familie ihre Brennerei, und errichtete im gleichen Jahr eine neue Anlage in Lexington, in dessen Umkreis sich bereits mehr als einhundert Brennereien befanden.
Der Anschluss an das Eisenbahnnetz hatte hier einen großen Aufschwung gebracht, und auch die James-E.-Pepper-Brennerei, wie sie jetzt hieß, expandierte unter der Leitung von Colonel James E. Pepper, dem Destillateur in der dritten Generation. Die Wirtschaftskrise zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die Prohibition bedeuteten für die meisten Brennereien in Lexington jedoch das Ende.
Die Pepper-Brennerei hatte mehr Glück und erhielt, ebenso wie die heutige Buffalo Trace Brennerei, die Genehmigung, Whisky für medizinische Zwecke zu produzieren. Mitte der dreißiger Jahre wurde die Brennerei von der Firma Schenley übernommen, und operierte über 20 Jahre lang sehr erfolgreich.
Doch 1958 kam das endgültige Aus: die Brennerei wurde auf Dauer geschlossen. Jahrzehntelang waren die Gebäude dem Verfall preisgegeben, lediglich die Lagerhallen fanden ab und an Verwendung. Aus der ehemaligen Pepper-Brennerei stammt der 1776 also nicht. Woher aber dann?
Bild: MargareteMarie |
Barrel House Distillery
Vor nicht allzu langer Zeit ist eine neue Firma in eines der alten Lagerhäuser eingezogen: Barrel House Distillery. Besitzer dieser Firma sind Jeff Wiseman und Peter Wright, die fasziniert waren vom historischen Charme der alten Brennerei, in deren "Barrel House" sie ihre Geschäftsräume eingerichtet hatten.
Sie haben die Namensrechte erworben, Nachforschungen angestellt und Originalflaschen aus der alten Pepper-Brennerei gesammelt. Und sie besitzen angeblich sogar ein Schreiben des alten Colonel von 1887, in dem seine genaue Maische-Zusammensetzung und Produktionsmethode aufgeführt ist. Nun gut, ein paar Reliquien müssen wohl sein, da will ich jetzt mal nicht dran rütteln. 2012 gründeten sie die Georgetown Trading Company, die den "1776" vermarktet.
Das Interesse an der alten, fast in Vergessenheit geratenen Pepper-Brennerei ist seither stark gestiegen. Doch gebrannt wird der 1776 Rye nicht von der Barrel House Distillery, die bisher Vodka, Gin und Moonshine produziert hat. Denn um einen hochwertigen Rye von bester Güte produzieren zu können, braucht man mehr als nur ein altes Rezept. Welche Brennerei also ist in der Lage, einen solchen Rye herzustellen? Die Spur führt nach Lawrenceburg, Indiana.
Lawrenceburg Distillers Indiana (LDI)/ MGP
Auch die 1847 als Rossville Union Distillery gegründete Brennerei Lawrenceburg Distillers Indiana hat eine lange Vergangenheit. 1933 wurde sie von Seagrams übernommen, nach deren Zerschlagung im Jahr 2000 kam die Brennerei zum Getränkeriesen Pernod Ricard, der 2006 die Stilllegung beschloss.
2007 dann gelangte die Destille in den Besitz der Holding-Gesellschaft CL Financial, die in den folgenden Jahren ihr Destillat in großen Mengen an Abfüller verkaufte, die den Whisky unter eigenem Label herausbrachten.
Zu den ersten Kunden gehörten unter anderem Templeton Rye und High West, aber auch Bulleit Rye, George Dickel Rye und Willet Rye stammen wohl von hier. Ursprünglich war auch die Auflage eines eigenen Whiskeys geplant, doch schon 2009 geriet die Gesellschaft in finanzielle Schwierigkeiten. 2011 wurde die Brennerei dann von MGP Ingredients übernommen, und seither ist sie wieder auf Erfolgskurs.
Pitcher in the Rye
Mittlerweile ist der Whiskey von LDI, wie die Brennerei immer noch genannt wird, bei Abfüllern so beliebt, dass die gesamte Produktion bis 2011 bereits unter Vertrag ist. Vor allem Whiskey mit einem Rye-Anteil von über 90% gehört zu den Spezialitäten der Brennerei, angeblich gibt es derzeit keine andere Brennerei, die technisch in dieser Qualität dazu in der Lage ist.
Die verschiedenen Whisky-Sorten von LDI sind inzwischen weit verbreitet und genießen auch einen sehr guten Ruf. Doch die tatsächliche Brennerei, aus der sie stammen, kennt kaum jemand. Denn die Brennerei hat ein großes marketing-technisches Manko: sie liegt nicht in Kentucky.
Interessant finde ich auch eine Liste, die ich im L.A. Food and Whisky-Blog gefunden habe und die angeblich alle Marken enthält, die derzeit aus der MGP-Brennerei stammen. Viele Label kenne ich noch gar nicht, aber ich werde in Zukunft verstärkt nach ihnen Ausschau halten. Vermutlich gehen sie alle auf ein uraltes Familien-Rezept zurück, aus den glorreichen Tagen der Revolution oder der Unabhängigkeit. Doch davon sollte sich niemand abschrecken lassen. Denn was ich bisher von MGP im Glas hatte, ist ganz gewiss eine Empfehlung wert.
Außer dem James E. Pepper Rye gibt es auch noch einen Bourbon mit 50 %vol und einem Roggenanteil von über 38%, der angeblich bei Corsair Artisan Distillery produziert wird, eine Reifezeit von 6-8 Monaten haben soll und auf ein altes Familienrezept von 1780 zurückgeht.
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